Aus der Altsteinzeit (10.000 v. Chr.) gibt es die frühesten Hinweise menschlicher Besiedlung der Vorpommerschen Küstenlandschaft bzw. des Odermündungsgebiets und der Insel Usedom. Erste geschichtliche Zeugnisse beider Inseln sind Funde der Trichterbecherkultur (Keramik mit Stichmustern) aus der Jungsteinzeit.
Zu jener Zeit betrieben die Menschen auf der Insel Usedom Ackerbau und Viehhaltung. Ihre Toten bestatteten sie in Großsteingräbern (Hünengräber), von denen eines auf der Usedomer Halbinsel Gnitz bei Lütow bis in unsere Zeit erhalten geblieben ist. Bronzezeitliche Funde ab 1800 v. Chr. in den Gebieten von ückeritz, Morgenitz und Zinnowitz zeigen ausgedehnte Handelsbeziehungen. Nördlich von Kamminke auf der Insel Usedom befindet sich eine Burganlage aus dieser Zeit.
Reste einer wendischen Burganlage in der Nähe vom Mellenthin: Im Ursprung war Usedom slawisch besiedelt.
Der Jastorf-Kultur westgermanischer Stämme gehören die Usedomer Funde aus der Eisenzeit (600 v. Chr. bis Christi Geburt) hauptsächlich an. Während der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert n. Chr. folgten die Slawen den abziehenden germanischen Stämmen nach Usedom, von deren Wohnanlagen z. B. Reste bei Usedom, Neppermin und Mellenthin gefunden wurden. Viele Namen und Ortsgründungen auf der Insel Usedom lassen sich bis in diese Zeit zurückverfolgen. Sie zeigen die Naturverbundenheit der Bewohner Usedoms: Pommern bedeutet z. B. "Land am Meer" und Peene soviel wie "Gischt, Schaum".
Um das 9. Jahrhundert begann die Entwicklung des Odermündungsgebietes zum Handelsumschlagplatz, wobei Wollin vom 8.-12. Jahrhundert eine herausragende Rolle spielte, die später von Usedom übernommen wurde. Nach 1100 errang das pommersche Stammesfürstentum eine gewisse Vormachtstellung; das Gebiet der Odermündung wurde zum Zentrum des späteren Herzogtums Pommern. Otto I. von Bamberg begann ab 1124 die Christianisierung, die sich am Bau von Kirchen und die Gründung von Klöstern (Benediktiner, Prämonstratenser, Zisterzienser) auf der Insel Usedom noch heute ablesen lässt. 1140 wurde das pommersche Bistum mit Bischofssitz in Wollin errichtet und nach 1176 nach Cammin verlegt. 1534 wurde für das Herzogtum Pommern, und damit auch für die Insel Usedom, die Annahme des lutherischen Glaubens beschlossen.
Dabei spielte der gebürtige Wolliner Johannes Bugenhagen, ein Freund Martin Luthers, eine wichtige Rolle. Der Klosterbesitz wurde in dieser Zeit säkularisiert. 7 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg starb das pommersche Herzoghaus aus, seine Besitzungen wurden im Westfälischen Frieden 1648 zwischen Brandenburg und Schweden aufgeteilt. Nach dem Nordischen Krieg fielen 1720 die beiden Inseln Usedom und Wolin an Brandenburg-Preußen, die den Ausbau der Swine zum Schifffahrtsweg nach Stettin und damit zum Bau eines Hafens und der Gründung der Stadt Swinemünde betrieben.
Christianisierung: Nach und nach wurden die slawischen Einwohner missioniert und zum christlichen Glauben gedrängt.
Neue bäuerliche Kolonien wurden auf Usedom unter Friedrich II. eingerichtet. In Torgelow und ückermünde wurde eine Eisenhütten- und Verarbeitungsindustrie aufgebaut. 1806 geriet Vorpommern und damit auch Usedom durch die Napoleonischen Kriege unter französische Besatzung. Im Gefolge der Befreiungskriege der Jahre 1813-1815 wurde schließlich Pommern und auch Usedom preußisch, und der Ausbau der Verkehrswege zu Lande und zu Wasser begann.
Inflation, Erster Weltkrieg mit Wirtschaftskrise ließen den im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts entstandenen Fremdenverkehr auf Usedom stagnieren.
Das hervorragende Klima und vor allem der mehr als 40 Kilometer lange Sandstrand lassen Usedom zu einer Urlaubsregion werden: In den größeren Seebädern entstehen Bädervillen.
Die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg vorangetriebene Militarisierung der Insel Usedom wurde mit dem Ankauf des ursprünglich der Stadt Wolgast gehörenden Peenemünder Hakens durch das Heereswaffenamt beträchtlich vorangetrieben und erweitert. U. a. um die strengen Auflagen des Versailler Vertrages, der Deutschland den Aufbau einer konventionellen Luftwaffe untersagte, zu umgehen, war die Heeresführung bestrebt, eine damals völlig neuartige, von jenem Vertrag gar nicht betroffene Waffe entwickeln zu lassen. So wurde auf dem Peenemünder Haken der Insel Usedom die erste Großrakete, das A4 (später als "V2" bekanntgeworden) entwickelt und 1942 erfolgreich erprobt. Daneben wurden z. B. Flugzeuge mit Raketenantrieb und Marschflugkörper entwickelt. Die Konzentration von militärisch-technischem Know-How und Zerstörungspotenzial auf der Insel Usedom zog alsbald das Interesse der Gegner im inzwischen begonnenen Krieg auf sich. Bombenangriffe, Besetzung, Demontage, gründliche Zerstörung und der von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges über diesen Teil der Insel Usedom gedeckte "Mantel des Schweigens" haben den Peenemünder Haken dauerhaft geprägt.
Neu: Historisch Interessierten bieten wir einen höchst interessanten und kostenlosen virtuellen Rundflug in Google Earth® über die Erprobungsstellen Peenemünde auf Usedoms nördlichster Halbinsel. Erleben Sie in knapp 15 Minuten Ausdehnung und frühere Bebauung des Areals und sehen Sie nach dem Flug die zahlreichen Informationen zu allen Orten.
Die erste Großrakete Aggregat 4 (Propagandaname V2
) wurde im Norden
der Insel Usedom zur Einsatzreife geführt: Nachbau im Museum Peenemünde.
Der Zweite Weltkrieg ließ große Teile des Usedomer Gebietes zerstört zurück. Durch das Potsdamer Abkommen ging die östliche Spitze der Insel Usedom mit Swinemünde (ca. 90 km2) und Wollin an Polen. Usedom und Wollin verloren den Sitz ihres einheitlichen Kreisgebietes. Das Gebiet östlich der Oder mit Wollin bildet heute zum größeren Teil die Woiwodschaft Szczecin (Stettin).
Nach der Wiedervereinigung erlebte die Insel Usedom einen beträchtlichen Aufschwung des Tourismus, hinter dem alle anderen Wirtschaftszweige dramatisch zurückblieben. Heute wird Usedom wirtschaftlich fast ausschließlich durch den Fremdenverkehr getragen. Zahllose Hotels, Pensionen, Ferienwohnanlagen, Ferienwohnungen, Jugendherbergen, Ferienhäuser, Jugendhotels, Ferienzimmer, Pensionen und andere Herbergsbetriebe dominieren nicht nur das äußere Bild der verschiedenen Seebäder auf der Insel Usedom sondern bilden auch das wirtschaftliche Rückgrat der Region.
Eine Sammlung historischer Fotos schildert am Beispiel des Seebades Loddin die Entwicklung von Tourismus und Badebetrieb auf der Insel Usedom. Ein kurzer geschichtlicher Abriss über die Gemeinde Seebad Loddin wurde uns freundlicherweise von Herrn Ulrich Knöfel zur Verfügung gestellt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung braucht es eine gewisse Zeit, um viele Eigentumsfragen zu klären, doch dann setzt eine stürmische Bautätigkeit ein.