Speicherstadt am Peenestrom: Wolgast, die frühere Kreisstadt; links der Bildmitte die alte Dampffähre zur Insel Usedom.
Wolgast, gelegentlich auch "Tor zur Insel Usedom" genannt, liegt am Unterlauf der Peene in einer Grundmoränen-Landschaft. Neben Hafen, Bauindustrie und landwirtschaftliche Verarbeitungs- betrieben wird Wolgast seit langer Zeit von der Werft bestimmt.
Die in Wolgast gebauten Schiffe transportierten Getreide und lieferten auf dem Rückweg für den Schiffbau benötigte Hölzer aus Amerika. Nachdem größere Schiffe aus Stahl hergestellt wurden, baute die Wolgaster Peene-Werft Fertighäuser aus Holz. Auch heute ist die Peenewerft in Wolgast einer der wichtigsten Arbeitgeber für die Insel Usedom und der Umgebung Wolgasts auf dem Festland.
Ausgemustert an der Wolgaster Schlossinsel: Alte Dampffähre vom Festland auf die Ostseeinsel Usedom.
Ursprünglich war Wolgast eine slawische Handels- und Zollstelle. "Ologoste" und" Wologost" finden sich seit 1123 als Namen in Urkunden. Bischof Otto v. Bamberg zerstörte 1128 den Tempel des Gerovit.
Im Jahre 1282 erhielt Wolgast das Lübische Stadtrecht. Erstaunlicherweise spielte spielte Wolgast in der Hanse trotz der günstigen Lage keine bedeutende Rolle. Seit 1285 hatte die Wolgaster Linie der Pommern-Herzöge hier ihren Sitz. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde von den Pommern-Herzögen ein Schloss erbaut, das jedoch nach dem Aussterben der Herzöge 1637 verfällt.
Maritimes Wolgast — Blick vom Stadthafen an der Schlossinsel herüber zur Altstadt und der Kirche Sankt Petri.
Da auf Befehl von Zar Peter I. 1713 die Stadt nahe der Insel Usedom niedergebrannt wurde, sind alte Bauten, von der St. Petri Kirche und zwei Kapellen abgesehen, deshalb nicht vorhanden.
Im Jahre 1815 fiel Wolgast an Preußen und erlebte als Hafenstadt während der letzten Hochphase der Segelschifffahrt im 19. Jahrhundert einen wirtschaftlichen Aufschwung. 1863 entstand eine Bahnverbindung zwischen Wolgast und Berlin sowie Stralsund. Seit 1911 besteht die Bahnverbindung mit der Insel Usedom. Wolgast wurde durch die Verwaltungsreform 1952/53 Kreisstadt.
Abends in der Altstadt von Wolgast: Leider konnte die mittelalterliche Stadt am Peenestrom den Anschluss an die Entwicklung Usedoms nicht finden.
Auf einem alten Friedhof wurde im späten 14. Jahrhundert die St. Petri Kirche, eine dreischiffige Backstein-Basilika, anstelle eines frühgotischen Vorgängerbaus errichtet. Bei Arbeiten am Fundament wurden gut erhaltene Skelette freigelegt. Der achteckige Turmaufbau und das Gewölbe stammen aus der Zeit nach dem Niederbrennen der Stadt 1713. Das heute bestehende Zeltdach wurde im Jahr 1920 nach einem Brand errichtet.
Von Bedeutung ist der 1700 entstandene Zyklus "Totentanz" vom Wolgaster Maler C. S. Köppe. Der Zyklus, der sich ursprünglich in der Emporenbrüstung der Gertrudenkapelle befand, entstand nach Holzschnitten von Hans Holbein. In einer Krypta stehen die Särge der Herzöge von Pommern-Wolgast, darunter ein 1625 entstandener Prunksarkophag des letzten Herzogs Philipp Julius. Nach dem großen Stadtbrand wurde das ursprünglich gotische Rathaus nach dem Wiederaufbau barock gestaltet. Der Brunnen auf dem Marktplatz aus dem Jahr 1936 von Prof. Kurt Beer ist mit Bildern aus der Geschichte der Stadt versehen.
Sankt Petri zu Wolgast: Blick in das kunstvoll gebaute Kreuzgewölbe der frühgotischen Hauptkirche der Usedom vorgelagerten Hafenstadt.
Die St. Gertruden Kapelle wurde 1400 als zwölfeckiger Grundriss erbaut. Im Inneren befindet sich ein Sterngewölbe mit Mittelpfeiler. Früher als Hospitalkapelle genutzt, dient sie heute als Begräbniskapelle.
In der Oberwallstraße können Reste der auf einer Grundschicht von Findlingen aus Backsteinen errichteten mittelalterlichen Stadtmauer besichtigt werden. Der große, 4.000 Tonnen fassende, Kornspeicher am Hafen gegenüber vom Bahnhof Wolgast Hafen war ein beeindruckender, lang gestreckter Sichtfachwerkbau, der 1835 errichtet wurde. Leider ist dieses imposante Gebäude 2006 vollständig durch Brandstiftung zerstört worden.
Bereits vor vielen Jahren ein Opfer der Brandstiftung geworden — der Niemeyerspeicher in der Hafenstadt Wolgast.
Philipp Otto Runge war neben Caspar David Friedrich der bedeutendsten Malers der Romantik. Ein ihm gewidmetes Museum in seinem Geburtshaus befindet sich am Hafen in der Kronswieckstraße 5.
Im Südwesten an der Breiten Straße befindet sich die jetzt als Friedhofskapelle genutzte St. Jürgen Kapelle. Das Heimatmuseum mit Stadtgeschichte ist Am Markt 6 im wegen seiner ungewöhnlichen Fachwerkkonstruktion "Kaffeemühle" genannten Gebäude untergebracht.
Leichte Muse: Die Landesbühnen Vorpommern mit Sitz in Anklam bieten auf einer kleinen Bühne fast unmittelbar am Peenestrom in Wolgast unbeschwertes Vergnügen der eher einfachen Art.