Mit nicht einmal 55 Hektar Fläche trägt die Insel den niederdeutschen Namen Oie zu recht — sie ist eine kleine Insel. Nach verschiedenen Nutzungsversuchen siedelten sich Bauern an, die jedoch mit den Folgen des Nordischen Krieges konfrontiert wurden. Ungefähr hundert Jahre später ernährten sich drei Pächterfamilien vom Fischfang und von einer wenig ergiebigen Landwirtschaft.
Der vormalige Inselhof
— heute werden hier Vögel beringt, deren Flugrouten erforscht und Besucher der Insel informiert.
Es folgte der Bau eines Nothafens, eines Seemannsheims und eines Leuchtturmes. Der Betrieb dieser Anlagen erwies sich für die Stadt Greifswald als Eigentümerin als wenig wirtschaftlich — die Insel wurde an den preußischen Staat verkauft. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine touristische Nutzung. Im Gefolge des Ersten Weltkriegs verblieb nur noch ein Pächter auf der Insel. Neben der überkommenen Landwirtschaft baute er sein Anwesen zu einer Pension aus.
Militärische Wirtschaftswege — die liebliche Landschaft der kleinen Ostseeinsel trägt fast überall die Spuren einer mehr als fünf Jahrzehnte andauernden militärischen Nutzung.
Weithin bekannt wurde die Oie als Kulisse und (realer) Drehort des UFA-Films F. P. 1 antwortet nicht
mit Hans Albers in der Hauptrolle.
1937 wurde an der Heeresversuchsanstalt Peenemünde bereits mit großem Aufwand gebaut. Jedoch war die Anlage noch nicht einsatzfähig — die Oie war ein zwar abgelegener aber willkommener Ersatz. Der letzte Pächter wurde um- und das Militär angesiedelt.
NVA-Fahrzeugbunker — diese Typenbunker finden sich ebenfalls auf dem Peenemünder Haken der Insel Usedom.
Zunächst wurden Startversuche mit dem Aggregat 3
unternommen, die jedoch kaum erfolgversprechend waren. Ein Übergang zum Test des geplanten Aggregat 4
erschien infolge der noch nicht beherrschten Kraftstoffeinspritzung und der Anforderung an die Aerodynamik aussichtslos. So wurde der Zwischenschritt Aggregat 5
eingeschoben.
Betontrümmer — die militärischen Anlagen, wie etwa der Leitstandsbunker, wurden nach ihrer Demontage gewissenhaft zerstört.
Nach dessen Startversuchen, die bis 1942 andauerten, wurden zwischen 1943 und 1945 rund zwei Dutzend Aggregat 4
probehalber verschossen. Nach dem Sieg der Roten Armee wurden die Anlagen dokumentiert, demontiert und der verbliebene Rest gesprengt. Bis in die 50er des letzten Jahrhunderts verblieb die Rote Armee auf diesem strategisch interessanten Vorposten
.
Nachdem die Volksmarine der DDR kurzzeitig die Insel übernommen hatte, wurde sie bis 1957 wieder zivil genutzt. Doch das Aufatmen
währte nur kurz. Mit dem Errichten und Sichern einer innerdeutschen Grenze wurden Teile der 6. Grenzbrigade Küste
auf der Greifswalder Oie stationiert.
Leuchtturm auf der Greifswalder Oie — 1855 nahm dieses Leuchtfeuer seinen Betrieb auf und ersetzte einen viel kleineres Bauwerk in unmittelbarer Nähe.
Infolge der Bestimmungen zu den Verträgen zur Deutschen Wiedervereinigung sollten die Ostseeinseln demilitarisiert werden — so auch die Oie. Die nunmehr zur Bundeswehr mutierte Volksmarine verließ die Insel 1990. 1994 ging die Greifswalder Oie in das Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern über. Der Verein Jordsand
übernahm die Naturschutzbetreuung der Insel.
Der Naturschutzverein Jordsand
betreibt in Zusammenarbeit mit der Beringungszentrale Hiddensee eine Registrierfangstation
(Wikipedia). Auf weiten Flächen vor allem im Süden der Insel werden alle Arten von Vögeln mittels Stellnetzen eingefangen und beringt. Anhand gemeldeter Fundstellen soll der Vogelzug erforscht werden.
Da hängt er nun der arme Kerl und weiß nicht warum — irgendwann kommt wohl jemand und befreit den Singvogel um ihn zu beringen.
In der Biologischen Station Walter Banzhaf
kann eine Weltkarte betrachtet werden, die — so könnten böse Zungen behaupten — den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik beweist: Die Vögel ziehen gleichmäßig in alle Richtungen …
In den zurückliegenden Jahren hat sich der Bestand an Kegelrobben stark vergrößert. Zwar bringen die bis zu 2,2 Meter großen und bis zu 300 Kilogramm schweren Meeressäuger ihre Jungen anderswo zur Welt, halten sich aber an der Greifswalder Oie gern auf: Bis zu 400 Tiere werden gezählt. Doch bei dieser Zahl scheint eine gewisse Grenze erreicht zu sein — die Tiere müssen zu anderen Ufern aufbrechen
…
Die Liegeplätze auf den großen Findlingen östlich der Greifswalder Oie sind begehrt.
Naturschutzgedanken prägen die Art der Zugänglichkeit der Insel, die von den Häfen Peenemünde und Karlshagen erreicht werden kann. Nur eine begrenzte Zahl von Besuchern darf die Insel betreten. Die Wege dürfen bei einem geführten Rundgang nicht verlassen werden.
Naturschutz der zeitgenössischen Art — immer weitere Areale werden vom Kormoran verwüstet; ganz gleich, ob auf Usedom oder auf der Oie.
Gegen eine Gebühr kann der Leuchtturm bestiegen werden und erlaubt einen weiten Blick über die Ostsee. Zudem können jene Areale, die nicht betreten werden dürfen, überblickt werden.