1282 wird in einer Urkunde der nördlichste Ort der Insel Usedom erstmals erwähnt. Herzog Bogislaw IV. schenkte das kleine Fischer- und Bauerndorf der Residenzstadt Wolgast. Die überlieferte Urkunde detailliert die Schenkung der Länderein genau und legt ebenso die Rechte der Stadt Wolgast am Peenemünder Hafen der Insel Usedom fest. Das zeigt, dass das Gebiet Usedoms zu dieser Zeit schon besiedelt war. Eine 300 Jahre später datierte Liste stellt dar, dass sechs Bauern und zwölf Kleinbauern das Land bestellten. Die Ablieferungspflichten der nicht zahlenmäßig erwähnten Usedomer Fischer bei Hofe wurden ebenso genau aufgeführt. Die Fischer bekamen für einen Stör bis zu 24 Schilling, wogegen ein Töver voll
Speisefisch ihnen nicht vergütet wurde.
Klinkerfassade am Peenestrom: Weithin sichtbar ist das Kraftwerk Peenemünde, das noch bis 1991 Strom auf das Festland lieferte.
Der Dreißigjährige Krieg verschonte auch diesen Ort der Insel Usedom nicht. Wallenstein ließ zur Sicherung der Peenemündung befestigte Schanzen bauen, die jahrhundertelang Schicksal und Aussehen des Ortes bestimmten. Schweden und Dänen wechselten sich in ihrer Herrschaft über das Gebiet der Insel Usedom ab, bis Usedom im Siebenjährigen Krieg endgültig zu Preußen kam.
Schlechte Böden und häufige Überflutungen dieses Teiles der Insel Usedom ließen einen Wohlstand der Bauern und Fischer nicht zu. Auch am entstehenden Fremdenverkehr der anderen Orte auf der Ostsee-Insel Usedom hatte Peenemünde wenig Anteil.
Düstere Kulisse: Das Kraftwerk Peenemünde versorgte die Heereswaffenanstalt
mit Elektroenergie — mit dem Ziel, eine Kriegswaffe zu entwickeln.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurde nach einem geeigneten Gebiet für die militärische Forschung gesucht und man wurde alsbald auf den äußersten nordwestlichen Teil der Insel Usedom aufmerksam. Ausschlaggebend waren Pläne zur Entwicklung von Flugkörpern, die man entlang der dünn besiedelten Ostseeküste vor Usedom verschießen konnte. Damit wurde versucht, die Bestimmung des Vertrages
von Versailles zu unterlaufen, die Deutschland eine eigene Luftwaffe verboten.
Eine der wenigen erhaltenen Anlagen ist der Prüfstand 10 — Feld- und Einsatzerprobung der V2
.
Sehen Sie unser Online-Museum, betrachten Sie eine animierte Darstellung des Aufbaus der Anlagen und begeben Sie sich auf eine virtuelle Tour.
Ab 1935 wurde ein großer Teil des Peenemünder Hakens der Insel Usedom zum militärischen Sperrgebiet erklärt. 1937 begann eine rege Bautätigkeit für den Aufbau der Versuchsstelle der
Luftwaffe Peenemünde-West
und der Versuchsstelle des Heeres Peenemünde
. Hiermit gingen der Ausbau des Hafens und der Bau eines Kraftwerkes einher. Unter General Dornberger und Werner von Braun arbeiteten 36 Professoren, 1500 Wissenschaftler und 8000 Facharbeiter an der Entwicklung und Herstellung von Robotbomben (Propagandabezeichnung V1
) und Raketen (V2
) auf der Insel Usedom.
Ursprünglich waren zwei Kraftwerke für die Anlagen auf dem Peenemünder Haken geplant — realisiert wurde nur eines.
Am 3. Oktober 1942 durchbrach eine Rakete des Typs Aggregat 4 die Grenze zum Weltraum. Damit ist Peenemünde der Geburtsort der modernen Raumfahrt — und die Entwicklungsstelle einer Terrorwaffe, die vielen Menschen das Leben kostete.
Die gerade entstandene Peenemünder Arbeitsgemeinschaft wandelte 1991 die Schaltwarte des für die V-Waffen-Produktion errichteten Kraftwerkes auf Usedom in ein Museum um. Die Geschichte der Flugkörperentwicklung wird mit einer interessanten Zusammenstellung von originalem Material dargestellt. Das Historisch-Technische Informationszentrum für Raumfahrt und Raketentechnik hat sich zu einem Anziehungspunkt für geschichtlich und technisch Interessierte entwickelt und ist daneben ein Besuchermagnet auf der Insel Usedom.
Sauerstoffwerk — hier wurde eine der beiden Treibstoffkomponenten für die Rakete V2
hergestellt.
Peenemünde selbst besitzt keinen Sandstrand wie die anderen Gemeinden an der Ostseeküste der Insel Usedom, da der Peenemünder Haken zum Peenestrom, zum Greifswalder Bodden und zur Ostsee fast vollständig mit einem breiten Schilfgürtel umgeben ist. Die mehr als ein halbes Jahrhundert andauernde Abschottung wegen der militärischen Nutzung und das Fehlen eines eigenen Strandes hat Peenemünde von der touristischen Entwicklung der Insel Usedom im Hinblick auf Unterkünfte wie Ferienhäuser, Ferienzimmer, Hotelzimmer, Pensionen u. dgl. abgekoppelt. Obwohl in Peenemünde auch Ferienwohnungen und Ferienzimmer angeboten werden, positioniert sich der Ort als Museumszentrum. Die gewaltigen Betonflächen des Flugplatzes bieten Raum für Motorradrennen und -übungen.
Vormalige Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West — nur noch Trümmer und Ruinen sind erhalten geblieben.
Seit 2009 wird im Südwesten von Peenemünde in der Nähe des Hafens ein Ferienhaus-Gebiet entwickelt. Neben bereits bestehenden Ferienwohnungen und anderen Beherbergungsbetrieben entsteht damit in Peenemünde ein größeres Angebot an Unterkünften. Zusammen mit dem Angebot an interessanten Museen und der Lage zwischen den Küsten von Peenestrom, Greifswalder Bodden und Ostsee steigt die Attraktivität dieser Usedomer Gemeinde.
Im Jahr 2014 wurde das Flugplatzgelände weiträumig eingezäunt. Dies stand im Zusammenhang mit der Privatisierung der Fläche und dem geplanten Bau eines Solarparks
.
Ende 2014/ Anfang 2015 wurden die Anlagen der 2. Flottille der NVA abgetragen und zu Betongranulat gebrochen. Im nächsten Schritt entstand eine Siedlung von Kapitänshäusern
unmittelbar am Hafen. Auch die alte Werkhalle bot nun Raum für einen kleinen Werftbetrieb.
Munitionsbelastet — auch aus diesem Grunde ist das Betreten des Sperrgebietes untersagt.
Neu: Steinbock-Ferienwohnungen bietet dem historisch Interessierten eine kostenlose und bequeme Gelegenheit, während eines virtuellen Rundfluges in Google Earth® die Erprobungsstellen Peenemünde auf Usedom kennenzulernen. Jeder erwähnenswerte Ort wird angeflogen und vor oder nach dem Rundflug können zahlreiche weiterführende Informationen über die verschiedenen historisch bedeutsamen Orte auf diesem Areal der Insel Usedom abgerufen werden. So wird der heutige Zustand des Ortes gezeigt, seine Funktion und Bedeutung erläutert und zu zahlreichen Orten Detailinformationen angeboten. Eine Zeittafel fasst das Geschehen auf dem Peenemünder Haken der Insel Usedom in den Jahren 1936 bis 1945 zusammen.
Versuchsserienwerk — in zwei riesigen Fertigungshallen sollte die Rakete V2
in Großserie hergestellt werden.
Das Historisch-Technische Informationszentrum Peenemünde, Bahnhofstraße 28, (außer Montag von 9-17 Uhr geöffnet) präsentiert die Wiege der Raumfahrt auf der Insel Usedom.
Im Hafen liegt ein altes sowjetisches U-Boot, das als Museum besichtigt werden kann. Vom Flugplatz Peenemünde aus können touristische Rundflüge über die Insel Usedom und das Hinterland gebucht werden.
An manchen Stellen findet man Eingang in die ehemalige Sperrzone. Obwohl es wegen militärischer Altlasten und mooriger Gebiete nicht gefahrlos ist, diese Gebiete aufzusuchen, bieten sie zahlreiche Naturerlebnisse, die selbst für die reiche Naturlandschaft Usedoms beeindruckend sind. Dennoch sollte von einem Eindringen in das Gebiet dringend abgeraten werden.
Historisch-Technisches Informationszentrum Peenemünde: www.peenemuende.de
Rundflug um den Peenemünder Haken: KMZ-Google-Earth®-Daten