Wiesenland auf der Achterwasserinsel Görmitz — der Straßendamm auf die kleine Insel ist inzwischen abgetragen, das Eiland nur noch mit dem Boot zu erreichen.
Östlich der Usedomer Halbinsel Gnitz liegt die Insel Görmitz im Achterwasser. Die knapp einen Quadratkilometer große, zu Usedom gehörende Insel verfügt über keinerlei Erhebungen und ragt nur ungefähr einen Meter über den Wasserspiegel. Von der Halbinsel Gnitz kann die Insel Görmitz über einen befestigten Damm, der die Twelen, einen Arm des Achterwassers, unterbricht, erreicht werden. Dieser wurde in Zusammenhang mit der Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts aufgenommenen Erdölförderung auf der Insel Usedom verstärkt und ausgebaut.
Bevor der Straßendamm zur Insel Görmitz abgetragen wurde, war das winzige Inselchen ein beliebtes Ziel für Ausflüge mit dem Fahrrad.
Auch auf der Insel Görmitz wurde seinerzeit Öl gefunden und zu dessen Förderung eine Erdölpumpe installiert. Nach langen Jahren der Ölförderung auf den Inseln Usedom und Görmitz wurde die verbliebene Pumpe nach der Wende demontiert.
Heute befindet sich auf der Insel Görmitz noch ein teilweise bewohntes Gehöft. Ansonsten ist die Insel mit Wiesen und wenigen Baumgruppen bedeckt. Zum Achterwasser erstreckt sich ein Schilfgürtel, der an einigen Stellen von kleinen strandartigen Badestellen durchbrochen wird.
Die kleine Insel im Achterwasser steht unter Naturschutz und bietet vielen Tieren ein ideales Refugium. Besucher sind deshalb auf der abgelegenen Insel nicht gern gesehen. In jedem Fall sollte sich der Besucher ruhig verhalten und die Wege möglichst nicht verlassen. Dennoch sind in jüngster Zeit Pläne entstanden, das kleine kleine Usedomer Eiland mit einer umfangreichen Ferienwohnungs-Anlage zu bebauen. Diese Planungen haben sich jedoch zerschlagen und so steht die kleine Usedomer Achterwasserinsel erneut zum Verkauf ...
Alter Hof auf der Görmitz: Mit dem Rückbau
des Straßendamms dem
Verfall preisgegeben.
Besucher der Insel Görmitz werden die Ruhe, Natürlichkeit und Abgeschiedenheit dieser Usedomer Landschaft zu schätzen wissen. Wer sich ruhig verhält, wird mit etwas Glück und Geduld Seeadler beobachten können, die hier ihre Beute verzehren, oder sich - je nach Jahreszeit - umwerben.
Die Ostküste der Usedomer Halbinsel Gnitz ist vor allem ein wichtiges Biotop. Die zum Teil noch betriebenen Erdölpumpen ("Pferdeköpfe") darin muten sehr ungewöhnlich an. Das Land ist sehr flach, Wiesen und Weideflächen bestimmen das Bild.
Im kleinen Ort Netzelkow sind Hafen und Erdöllager interessant. Im November 1965 wurde die erste Bohrung mit dem Namen "Görmitz 1" fündig und seit dem März 1966 wurde die reguläre Erdölförderung begonnen. Der Aufwand war nicht unbeträchtlich. Alle Bohrungen mussten mehr als 2.000 Meter tief ausgeführt werden und ein Netz von Betonplattenwegen durch das flache Land der Insel Usedom verlegt werden.
Der Straßendamm auf die Görmitz wurde vor allem wegen der Erdölförderung in den 70er Jahren des vergangenes Jahrhunderts gebaut.
Die Erdöllagerstätten erstrecken sich von der Nordostküste der Halbinsel Gnitz bei Neuendorf bis in den Westen der Insel Görmitz. Insgesamt wurden 24 Bohrungen ausgeführt und aus diesen Öl gefördert. Anfänglich reichte der Eigendruck des Öls zur Förderung; später wurde die Tiefpumpförderung erforderlich.
Das zentrale Lager in Netzelkow auf Usedom diente als Puffer für den Abtransport. Heute ist das Erdölvorkommen auf der Halbinsel Gnitz das größte in den Neuen Bundesländern - und dies, obwohl schon zahlreiche Pumpen (u. a. die auf der Insel Görmitz) stillgelegt wurden.
Die Jahresproduktion ist auf weniger als 8.000 Tonnen zurückgegangen. Anfänglich (1969) wurde diese Menge in etwas mehr als einer Woche gefördert.
Nach ungefähr 50 Jahren Dienst — der Straßendamm auf die Görmitz wurde abgetragen.
In den Jahren 2016/17 wurde im Zuge einer Renaturierung
der breite Straßendamm, der die Insel Görmitz mit der Usedomer Halbinsel Gnitz verband, abgetragen. Gewaltige Mengen an Betonbruch und Erdreich mussten abgetragen und fortgeschafft werden. Der Wirtschaftsweg von Netzelkow endet nun kurz hinter dem Deich, von hier aus geht es allenfalls mit einem Wasserfahrzeug zur Görmitz …
Aus der Vogelperspektive — die letzten Reste des Straßendamms an der Halbinsel Gnitz sind noch zu erkennen.